Skip to main content

Pistenskitouren erfreuen sich in Zeiten des Corona-Lockdowns hoher Beliebtheit. Doch was gilt es während der Schließung der Skigebiete zu beachten? Dürfen auch gesperrte Pisten befahren werden und ist eine gesperrte Piste noch eine Piste? – Eine Kurzanalyse der aktuellen Situation.

Die Situation für Pistentourengeher ist aktuell mehr als verzwickt. Nachdem der Lockdown eine behördlich angeordnete Schließung der Skigebiete mindestens bis zum 24.12.2020 zur Folge hat, vernimmt man aus verschiedenen Richtungen Signale, dass Pistenskitouren erlaubt sind. Doch wer sagt das ? Und wer erlaubt das? Es ist nicht eindeutig zu erkennen, welche Informationen welcher Kanäle richtig sind und welche nur einem Wunschgedanken entsprechen. Auch rechtlich ist die aktuelle Lage zum Thema Pistentouren nicht eindeutig zu bewerten. Hier ist es wichtig, sich umfassend zur aktuellen Situation zu informieren bevor man auf Skitour geht.

Keine Gefahrensicherung in geschlossenen Skigebieten und auf gesperrten Pisten

Die Schließung eines Skigebietes, aus welchem Grund auch immer, bedeutet, dass auf den Pisten keine Maßnahmen zur Gefahrensicherung durchgeführt werden. Konkret heißt das: Skipisten, welche allgemein bekannte und gewohnte Aufstiege für Pistentourengeher darstellen, entsprechen in einem geschlossenen Skigebiet keineswegs einer gesicherten Piste. Es handelt sich, obwohl auf einer Piste unterwegs, um alpines Gelände mit all seinen Gefahren wie z.B. Gletscherspalten oder Lawinenabgänge. Das aktuell Bedrohlichste scheint in den neuschneereichen Skigebieten seit letztem Wochenende tatsächlich die Lawinengefahr auf Pisten.

Geschlossene Skigebiete machen Pisten zum alpinen Skiraum

Die Sicherungspflicht von Skigebietsbetreibern umfasst unter anderem das künstliche Auslösen von Lawinen, um darunter liegende Infrastruktur (Skipisten, Gebäude, Wege,…) vor Zerstörung zu schützen. Diese sogenannten Lawineneinzugsgebiete werden nicht zwingend beobachtet, beurteilt oder kontrolliert, wenn ein geschlossener Skigebietsbetrieb das nicht erfordert. Ein Aufstieg über eine geschlossene Skipiste vermittelt vermeintliche Sicherheit, ist jedoch als potenziell lawinengefährdetes Gelände anzuerkennen. Eine Begehung umfasst die Planung inklusive Berücksichtigung aller Punkte einer umfassenden Tourenplanung mit vollumfänglichem Risikomanagement.

Durch eine Sperrung wird die Piste zum alpinen Skigelände. Durch Pistenarbeiten drohen zusätzliche Gefahren!

Die Ausrüstung muss an die alpinen Verhältnisse angepasst werden

Doch kommt noch ein weiteres, unbeachtetes Gefahrenmoment hinzu. Die Entwicklung des Pistentourengehens brachte einen Sog an spezifischer Ausrüstung mit sich. Skitourenausrüstung im allgemeinen, sowie Pistentourenausrüstung im Speziellen, wurde in den letzten Jahren immer leichter und ist oftmals nur auf Pisten anwendbar. Eine Skitour mit dieser Ausrüstung auf neuschneereichen und unpräparierten Pisten geschlossener Skigebiete, stellen ein weiteres Sicherheitsrisiko für den Sportler dar. Die Verwendung von Ausrüstung bei nicht dafür gedachten Schneeverhältnissen erhöht die Verletzungsgefahr beträchtlich. Ein Pistenrettungsdienst wird nicht vor Ort sein.

Zusätzliche Gefahrenmomente durch Pistenarbeiten

Neben den allgemein zu bedenkenden alpinen Entscheidungs- und Gefahrengrundlagen, darf auf die sogenannten technischen Gefahren eines Skigebietes nicht vergessen werden. Auch wenn Anlagen und Pisten geschlossen sind, finden in den Skigebieten aktuell intensive Vorbereitungsarbeiten für die Öffnung der Gebiete im Dezember 2020 oder Jänner 2021 statt. Das bedeutet, es sind auch Pistenraupen mit Windenseilen unterwegs. Windenseile der Pistenraupen sind nicht immer dort, wo man die Raupe sieht. Windenseile können über 1,5 Kilometer Länge ausgefahren werden, die Breite der seitlichen Schwingung solcher Seile kann bis zu 100 Meter betragen. Die Wucht der Schwingung ist eine tödliche Gefahr.

Einzugsgebiet und gesperrter Piste bei Pistenskitouren

Fazit: Bei geschlossenen Skigebieten gibt es keine Pistenskitouren!

Die Skigebiete sind aktuell geschlossen, es gibt keine Gefahrensicherung für Besucher. Die Tourenplanung muss alle alpinistischen Aspekte und die Betrachtung technischer Gefahren durch Pistenarbeiten miteinbeziehen. Der Hinweis in Skigebieten, dass alle Pisten geschlossen sind, ist ernst zu nehmen. Sperrungen für Pistentourengeher seitens der Skigebietsbetreiber sind im Sinne der Sicherheit von Pistentourengehern. Bis die Pisten wieder offen sind, nutzt man die Zeit am besten zur Lektüre von Lawinenkunde.

Also gleich anmelden und Kurs buchen.

Bilder: © SnowHow